Hinweis: Die Begriffe Vater/Partner und Mutter/Partnerin wurden an einigen Stellen im Text zum einfacheren Leseverständnis gewählt. Die Aussagen gelten für verschiedene Familienformen, z. B. mit zwei Vätern, zwei Müttern sowie Partner, die keine Väter sind oder für Väter, die keine Partner sind.
So heißt das Themenheft: Wenn Männer Väter werden
Wenn du als Familienpatin bzw. Familienpate deine Netzwerkfamilie das erste Mal besuchst, wirst du vielleicht feststellen, dass du überwiegend mit der (zukünftigen) Mutter sprechen wirst. Viele Mütter fühlen sich nach wie vor für die Versorgung, Betreuung und Erziehung ihres Kindes hauptverantwortlich. Durch die anfängliche körperliche Verbundenheit während der Schwangerschaft, die Geburtserlebnisse und das anfängliche Stillen schaffen Mütter es meist schneller eine innige Bindung zu ihrem Kind aufzubauen. Sie stellen oftmals die primäre Bindungsperson für das Kind dar. Dennoch sind Väter genauso wichtig. Sie sind zum einen eine große Unterstützung für die Mutter vor, während und nach der Geburt. Zum anderen bauen sie eine eigene innige Bindung zu ihrem Kind auf und tragen dadurch zu einer gesunden Entwicklung des Kindes bei.
Handelt es sich bei deiner Netzwerkfamilie um Eltern, die in Trennung leben und ihr Kind nicht gemeinsam erziehen werden? Auch hier gilt: die Beziehung zu beiden Elternteilen ist für das gesunde Heranwachsen des Kindes von Anfang an wichtig. Beide Elternteile sollten dem Kind ermöglichen, eine gute Bindung zu beiden aufzubauen. So kann das Kind sicher und geborgen aufwachsen.
Die Bedeutung des Vaters für die Kindesentwicklung
Das Grundbedürfnis nach Bindung wird zunächst von den Eltern beantwortet [1]. Es gilt heute als gesicherte Erkenntnis, dass es keinen wichtigeren bzw. unwichtigeren Elternteil gibt. Beide Eltern sind gleich wichtig für die kindliche Entwicklung.
Ohne den zweiten Elternteil fällt es dem Kind schwerer, bestimmte Entwicklungsschritte zu vollziehen. Mutter und Kind stehen beispielsweise von Anfang an vor der Entwicklungsaufgabe, einander loszulassen. Dabei spielt der zweite Elternteil eine wichtige Rolle. Das Kind kann sich auf die mit der Ablösung von der Mutter verbundenen Konflikte eher einlassen, wenn es weiß, dass es noch eine zweite sicherheitsgebende Beziehung zu einer Bezugsperson gibt. Sie wird zum Modell für das Kind, wie man von der Mutter getrennt ist und dennoch mit ihr verbunden bleibt. Und es ist die Beziehung zum Vater, die dem Kind die notwendigen Ablösungsschritte ermöglicht. Fehlt diese zweite Elternbeziehung, kommt es meist zur „Überbindung“ an den verbliebenen Elternteil, die sich darin zeigen kann, dass eine Trennung nur sehr schwer möglich ist oder völlig abrupt erfolgt [2].
Ein Kind, das in Anwesenheit des Vaters aufwächst, erlernt dadurch den Umgang mit einer Dreier-Beziehung. Es macht die Erfahrung, mit zwei Personen in Verbindung zu stehen, die selbst eine Beziehung zueinander haben. Ist der Vater abwesend, lernt es den Umgang mit der Dreier-Beziehung nicht. Seine Ur-Erfahrung bleibt auf eine Zweier-Beziehung beschränkt. Das kann einen Einfluss auf die eigene spätere Beziehungsgestaltung haben.
Im Erwachsenenalter können Herausforderungen entstehen, wenn aus der eigenen Paar-Beziehung eine Dreier-Beziehung wird, wenn also ein Kind geboren wird. So kann es zu dem Versuch kommen, Exklusivität in der Eltern-Kind-Beziehung zu schaffen. Die Eltern konkurrieren dann um das Kind. Oder es kann dazu kommen, dass es nicht gelingt, die Eltern-Kind- und Paarbeziehung parallel zu leben. Ein Elternteil zieht sich dann entweder aus der Elternrolle oder aus der Partnerrolle zurück [2].
In Familien, in denen der Vater oder die männliche Bezugsperson anwesend sind, bekommen die Kinder ein Modell für die Geschlechterrolle vorgelebt. Jungs lernen daraus, wie sie sich als Junge verhalten sollen, sind sicher im Umgang mit anderen Jungs und wissen auch, wie man als Junge mit einem Mädchen umgeht. Mädchen sammeln die Erfahrung, wie man als Frau mit einem Mann umgeht. Sie fühlen sich dadurch später in Beziehungen zum anderen Geschlecht sicher und wohl. Dies könnte sich wiederum positiv auf die spätere Auswahl der Partnerin bzw. des Partners und die Haltbarkeit von Beziehungen auswirken [2].
Töchter beziehen zu einem großen Teil ihr Selbstbild als Frau über den Vater. Er ist der erste Mann in ihrem Leben, der ihnen das Gefühl gibt, wichtig zu sein, indem er ihnen Aufmerksamkeit schenkt, oder unwichtig zu sein, indem er sich nicht um sie kümmert. Das kann wiederum Einfluss darauf haben, welchen Stellenwert sie sich selbst in einer späteren Paar-Beziehung zuschreiben [2]. Väter sind also wichtig für Söhne, für Töchter und auch für die Mütter.
Als Vater eine gute Bindung zum Kind aufbauen
Neben der reinen Anwesenheit des Vaters ist für die Entwicklung des Kindes auch die Qualität der Vater-Kind-Beziehung von Bedeutung. Doch was kann ein Vater machen, um eine gute Bindung zu seinem Kind aufzubauen und wie kann er sich gut einbringen? Ganz einfach: „Einfach machen!“.
Väter machen in der Kindererziehung und -versorgung einiges anders als die Mütter – und das ist gut so! Vater sein von Anfang an und Freude daran haben, bedeutet eine bewusst erlebte Zeit.
Ermutige als Familienpatin bzw. Familienpate die Väter, im Alltag Aufgaben rund um die Versorgung, Betreuung und Erziehung der Kinder zu übernehmen: Wickeln, einkaufen gehen (gerne mit Kind, das ersetzt einen Besuch im Sportstudio oder ein Fußballtraining), spazieren gehen oder einfach nur kuscheln.
Väter und ihre Kinder sollten eine Aktivität finden, die sie gerne gemeinsam machen. Das müssen keine großen Erlebnisse sein. Vielleicht spielt der Vater Gitarre – so kann er seinem Kind leise etwas vorspielen und dazu singen. Gluckst und lacht das Kind dabei oder lauscht es ganz aufmerksam? Oder vielleicht ist der Vater ja ein toller Geschichtenerzähler. So kann es zum Ritual werden, dass er regelmäßig mit dem schon etwas größeren Kind Bücher anschaut und daraus vorliest. Väter bauen durch die aktiv miteinander verbrachte Zeit eine ganz eigene, wichtige Beziehung zu ihrem Kind auf.
In diesen Papa-Kind-Zeiten haben die Mütter übrigens „frei“. Sie haben Zeit für sich. Zeit, sich zu entspannen, sich etwas Gutes zu tun oder sich mit Freund*innen zu treffen.
Kinder brauchen die Alltagserfahrungen mit Papa. Mutter und Vater sind unterschiedliche Menschen, mit verschiedenen Vorlieben, Sichtweisen, unterschiedlichen Stilen, mit dem Kind zu sprechen und zu spielen. Die Unterschiedlichkeit der Eltern ist wichtig für das Kind und fördert seine Entwicklung. Der Vater macht es genauso gut wie die Mama, nur eben auf seine Art und Weise. Es ist ein Gewinn für das Kind, diese Facetten zu erleben. Beispielsweise gestaltet Papa das Wickeln vielleicht etwas anders oder spielt anders mit dem Kind. Außerdem können dadurch beide Eltern Erfahrungen mit dem Kind sammeln und haben die Möglichkeit, die verschiedensten Situationen einzuüben, z. B.: Was braucht unser Kind, wenn es sich nicht wohl fühlt? Auf welche Art Trost reagiert es oder was hilft gut beim Einschlafen? Ermutige die Eltern, sich darüber auszutauschen und gleichzeitig nichts als richtig oder falsch zu bewerten. Das Kind bekommt die Chance, zwei Familienkulturen kennenzulernen und diesen Reichtum von den Eltern zu erleben. Was für eine schöne Erfahrung für die Eltern, wenn sie entdecken, wie sie sich dabei ergänzen können und das Gefühl haben, nicht allein zu sein.
Väter können beispielsweise auch spezielle Vater-Kind-Angebote vor Ort nutzen. Alternativ sind die meisten Eltern-Kind-Angebote für beide Elternteile vorgesehen. Väter sind hier meist besonders gern gesehen. Ermutige als Familienpatin bzw. Familienpate die Väter, die regionalen Angebote wahrzunehmen. Mehr Informationen dazu erhältst du bei der Netzwerkkoordination deines Regionalnetzwerkes.
Vorbereitung auf die Zeit als Vater
Geburtsvorbereitung für werdende Väter
Eine gute Vorbereitung auf die neue Rolle als Vater ist wichtig. Sie beginnt meist damit, sich gut auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten. Denn eine Vorbereitung auf die Geburt eines Kindes ist wichtig. Nicht nur für die Mütter, auch für die Väter gilt: Gut vorbereitet sein erleichtert allen die Geburt. Väter haben die Möglichkeit, ihre Partnerin zum Geburtsvorbereitungskurs zu begleiten oder alternativ einen Geburtsvorbereitungskurs speziell für Väter zu belegen.
Erfahrungen der letzten 12 Jahre aus der praktischen Arbeit mit Vätern und Müttern in der Praxis Wortraum (Berlin Pankow) zeigen, dass Väter, die einen Geburtsvorbereitungskurs speziell für Väter belegt hatten, gut auf die bevorstehende Geburt und die gemeinsame erste Zeit zu dritt vorbereitet und der Mutter vor und während der Geburt eine Unterstützung waren. Durch einen moderierten Austausch unter den Männern, bei dem Fragen, Freuden, aber auch Sorgen thematisiert werden und nach Lösungen gesucht wird, erleben Männer einen besseren Start in ihre Rolle als Vater.
Folgende O-Töne von Vätern belegen, wie sehr ihnen ein Geburtsvorbereitungskurs geholfen hat (Zitate von Vätern nach dem Besuch des Kurses p.a.p. [papa.ante.partus I Berlin u. Brandenburg]):
- „Auf jeden Fall hat mir der Kurs sehr geholfen, auch wenn es bei uns ziemlich schnell ging. Aber das hat mir solch ein gutes Gefühl gegeben, dass ich nicht in Hektik oder Stress verfallen bin. Ich musste mir keine Sorgen machen, was vergessen zu haben oder dass etwas schief geht.“
- „Vielen Dank noch mal für deinen Kurs und dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Ohne das wäre mir das erheblich schwerer gefallen.“
- „Wir haben seit Samstag-Nacht auch eine hungrige Wölfin, unsere Tochter, im Arm. Dank der vielen wichtigen Hinweise verbrachten wir die 7 Stunden vom Beginn der Wehen bis zur Geburt zumeist in Ruhe und Harmonie. Die Tipps für den Kreissaal waren super. Alles lief zwar recht schnell, aber gut.“
Empfiehl als Familienpatin bzw. Familienpate werdenden Vätern, ihre Partnerin zum Geburtsvorbereitungskurs zu begleiten und mit ihr über ihre Wünsche und Ängste zur bevorstehenden Geburt zu sprechen. Alternativ gibt es auch Kurse nur für Väter. Vermittle als Familienpatin bzw. Familienpate entsprechende regionale Angebote und Anlaufstellen, die deine Netzwerkfamilie nutzen kann. Gerne steht dir dafür deine Netzwerkkoordination als Ansprechperson zur Verfügung.
Kliniktasche für werdende Väter
Neben der Kliniktasche für die werdende Mama, die rechtzeitig ca. 8 Wochen vor dem Entbindungstermin gepackt werden sollte, gehört zu einer guten Vorbereitung für die werdenden Väter auch, sich selbst für die Stunden vor, während und nach der Geburt eine eigene „Kliniktasche“ zu packen. Aufgeführt sind hier die wichtigsten Dinge, die der werdende Vater zur Geburt „auf Tasche“ haben sollte:
- 10 Euro in Münzen für den Kaffeeautomaten im Krankenhaus
- eigene Hygieneartikel
- Wechselwäsche (T-Shirt, Hemd, Socken, Unterhose)
- eine bequeme Hose
- eine Badehose
- etwas zum Lesen
- Lieblingsmusik und Abspielmedium
- Handy inkl. Ladegerät / Ersatzakku, um die ersten Aufnahmen mit dem Neugeborenen zu machen
- ein bis zwei kleine Flaschen stilles Wasser
- Snack- und Energie-Riegel
- Fächer zum Luftfächern
- bei Bedarf eigene Medikamente für 2 Tage
- noch 1 kleinen Piccolo (Sekt): zum Anstoßen nach der Geburt
Wer gehört zum Netzwerk meiner Familie?
Ein weiterer Bestandteil einer guten Vorbereitung für die Väter ist die Auseinandersetzung mit der Frage, wer eigentlich zum Netzwerk der Familie gehört und ggf. in der kommenden Zeit unterstützen kann. Als Familienpatin bzw. Familienpate kannst du gemeinsam mit den Vätern die folgenden Fragen besprechen: Wer kann uns in der kommenden Zeit unterstützen? In welcher Form kann uns der- bzw. diejenige unterstützen? Wer ist in meinem Netzwerk, wenn ich Vater werde bzw. Vater bin? Überlege gemeinsam mit den Vätern a) wer die junge Familie b) wie vor der Geburt / während des Wochenbetts / im Familienalltag während des ersten Lebensjahres unterstützen könnte. Deine Netzwerkfamilie kann die Ergebnisse auch gerne auf Papier festhalten, und sich diese regelmäßig wieder vor Augen zu führen.
Vom Mann zum Vater
Wenn Männer zu Vätern werden, sind sie immer noch Männer. Aber das Vater-Sein, das kommt neu in das Leben des Mannes dazu. Was bedeutet das? Was verändert sich? Wie kann „Mann“ diese neue Phase in seinem Leben gut gestalten? Wie kann er als Vater gut für sein Kind bzw. seine Kinder sorgen? Wie für seine Partnerin bzw. seine Frau? Und wen kann er fragen, wenn er mal eine Frage hat, die vielleicht nur Männer „gut hören“ oder „gut beantworten“ können? Wie bekommt er die Arbeit und die Familie gut unter einen Hut, wenn das Baby da ist?
Eine gute Reflexionsmöglichkeit, um sich auf das Vater-Werden und Vater-Sein vorzubereiten, bieten die folgenden Fragen nach den „logischen Ebenen“ von Robert Dilts. Die Gedankenspiele sind dabei in die sechs folgenden Kategorien geordnet:
- Orte/Umgebung: Wo bzw. an welchen Orten merke ich, dass ich Vater bin? Beispiele: Wickeltisch? Babyschwimmkurs? Kinderzimmer? …
- Verhalten: Was tue ich, wenn ich Vater bin? Beispiele: Spielen, Vorlesen, „Kinderwagen tunen“, …
- Fähigkeiten: Was bringe ich mit, um meine Vaterschaft gut zu meistern? Beispiele: Ruhe, Gelassenheit, Kreativität, Reiselust, …
- Werte: Welche Werte sind mir als Vater wichtig? Beispiele: Spielen, Zeit mit dem Kind verbringen, Zeit mit der Familie verbringen, …
- Identität: Welcher Identitäten bin ich mir noch bewusst, die einen positiven Einfluss auf mein Vater-Sein haben können? Beispiele: Mann, Bruder, Partner, Musiker, Naturliebhaber
- Glaube: Woran glaube ich als Vater? Beispiele: Der Glaube an das Gute im Menschen, an Rituale in der Erziehung, an christliche Werte, an „das Kind im Mann“ oder auch daran, auch für mich als Vater Zeiten alleine mit mir oder mit meiner Frau bzw. meiner Partnerin verbringen zu wollen.
Die Väter können sich selbst oder auch im Gespräch mit ihrer Partnerin oder einem guten Freund bzw. einer guten Freundin verorten, ihre momentane Sicht und Perspektive besprechen und darüber nachdenken. Die Väter können sich gerne ein paar Notizen vor und kurz nach der Geburt ihrer Kinder machen. Wenn die Männer dieses Gedankenspiel ein Jahr später nochmal wiederholen und mit ihren Notizen „von damals“ vergleichen, werden sie sicher feststellen, wie sehr sie in ihre Rolle als Vater hineingewachsen sind und was sich – im positiven Sinne – verändert hat. Es gibt hier keine „falschen Antworten“, es ist die persönliche, wichtige und richtige Sicht auf die Dinge, die die Männer rund ums Vater-Werden beschäftigen!
Auch diese Übung eignet sich hervorragend für das Paar und kann zusammen mit dir oder wenn du die Familie wieder verlassen hast, durchgeführt werden. Du als Familienpatin bzw. Familienpate kannst die Übung gerne gemeinsam mit dem Vater und/oder der Mutter des Kindes bzw. der Partnerin des Mannes durchgehen. Zur Vorbereitung der Übung kannst du die Fragen im Vorneherein auch einmal für dich selbst reflektieren: Wie war es damals, als du Vater oder Mutter wurdest? Bzw. was würdest du antworten, falls du die Elternschaft noch vor dir hättest?
Elternzeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Elternzeit
Für werdende Familien stellt sich während der Schwangerschaft die Frage, wie sie die gemeinsame zur Verfügung stehende Elternzeit untereinander aufteilen. Wer bleibt zu Hause und kümmert sich um das Kind? Wer geht weiter arbeiten? Bleiben beide Elternteile zu Hause und wenn ja für wie lange? Bietet sich eine Teilzeitbeschäftigung für einen oder beide Elternteile während der Elternzeit oder angeschlossen an diese an?
Viele Väter möchten gerne in Elternzeit gehen, schrecken jedoch aus Angst vor ihrem Arbeitgebenden davor zurück. Prinzipiell gilt: „Jeder Elternteil hat Anspruch auf Elternzeit zur Betreuung und Erziehung seines Kindes, bis dieses sein drittes Lebensjahr vollendet hat.“ [3]. Die Elternzeit ist ein Anspruch der Arbeitnehmerin bzw. des Arbeitnehmers gegenüber der Arbeitgeberin bzw. dem Arbeitgeber [3]. Ermutige als Familienpatin bzw. Familienpate Väter, Elternzeit zu nehmen oder zumindest darüber nachzudenken. Die erste Zeit zusammen mit einem Kind ist etwas Magisches, das zumeist im Leben einmalig bleibt. Insbesondere im ersten Lebensjahr schreitet die Entwicklung des Neugeborenen bzw. Kleinkindes unheimlich schnell voran, so dass man, nach einem langen Arbeitstag zu Hause angekommen, nicht schlecht staunt, wenn das Kind tagsüber einen neuen Meilenstein (z. B. das Köpfchen von alleine heben, Lächeln, die ersten Laute, das erste Sitzen oder Krabbeln) erreicht hat. Zugleich ist man traurig, diesen bedeutenden Moment verpasst zu haben. Auch wenn es nicht leichtfällt, sollten Väter mit ihrer Arbeitgeberin bzw. ihrem Arbeitgeber darüber sprechen, dass sie ein Kind erwarten und in Elternzeit gehen möchten. Väter könnten sich im Vorhinein Gedanken darüber machen, wie die Elternzeit in der Firma oder im Betrieb überbrückt werden könnte. So merkt die Arbeitgeberin bzw. der Arbeitgeber, dass sich der werdende Vater Gedanken um seine Elternzeitvertretung und eine gute Lösung für Firma oder Betrieb macht.
Alle Fragen rund um Elterngeld und Elternzeit beantworten auch gerne die Schwangerschafts- und Familienberatungsstellen vor Ort. Vermittle als Familienpatin bzw. Familienpate regionale Angebote. Die Netzwerkkoordination deines Regionalnetzwerkes unterstützt dich gerne dabei.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Grundsätzlich sind sich viele Fachkräfte in diesem Bereich wie auch die Politik darin einig, dass Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten und umgekehrt auch Kinder den Wunsch haben, mehr Zeit mit ihren Vätern zur Verfügung zu haben. Dennoch sieht es in der Realität oft anders aus. Nach wie vor scheint es schwer zu sein, Karriere und Kind(er) gleichzeitig unter einen Hut zu bringen. Da man sich die Arbeitszeitmodelle oft nicht aussuchen kann, besteht häufig nicht die Möglichkeit, viel Zeit mit der Familie bzw. mit den eigenen Kindern zu verbringen. Ein „schlechtes Gefühl“ in Bezug auf „genug Zeit mit der Familie/mit den Kindern verbringen“, so Hans Georg Nelles auf einer Fachtagung 2017 in Berlin, entstehe bei Müttern, sobald sie mehr als 20 Wochenstunden; bei Vätern, sobald sie mehr als 35 Wochenstunden, arbeiten gehen [4].
Wichtig zu wissen ist jedoch: Die Anzahl der Wochenstunden, die ihre Eltern arbeiten, spielt für die Kinder keine Rolle. Zufriedenheit stellt sich bei den Kindern immer gleich ein, und zwar dann, wenn sie Zeit mit ihren Eltern verbringen können [4]! Dabei geht es um die bewusst erlebte Zeit zusammen. Viel wichtiger als die Quantität ist die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit.
Und was, wenn der Vater nicht da ist?
Ist der Vater nicht verfügbar, bedeutet das nicht, dass es im Leben des Kindes keine Männer gibt. Auch der Opa, der Onkel, ein guter Freund oder ein Nachbar können Zeit mit dem Kind verbringen und eine Bindung zu ihm eingehen. Auch sie können dem Kind ein Gefühl von Sicherheit geben und auch durch sie kann ein Kind andere Vorlieben, Sichtweisen und Stile kennenlernen. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn das Kind ohne Mutter aufwächst.
Die wichtigsten Botschaften zum Thema „Vater werden“
- Väter sind für die Entwicklung ihrer Kinder wichtig. Auch sie brauchen Ansprechpartner*innen sowie die Ansprache im Rahmen von Familienpatenschaften.
- Väter und Mütter sind unterschiedlich und das ist gut so!
- Geburtsvorbereitungskurse und spezielle Angebote für Väter und Kind ermöglichen einen besseren Start ins Vater-Sein und sind eine gute Möglichkeit, alleinige Zeit mit den Kindern zu erleben.
- Väter sollten bewusst Zeit mit ihrem Kind verbringen. In der Zwischenzeit hat die Mutter frei.
- Die Elternzeit für Väter ist toll! Väter sollten diese für sich nutzen.
- Es kommt nicht auf die Quantität der gemeinsam verbrachten Zeit zwischen Vater und Kind an, sondern auf die Qualität.
Die zentrale fachliche Kernbotschaft
Aktive Väter leisten einen wichtigen Beitrag für ihre Kinder: im Rahmen von Bindung, von Erziehung und für das spätere Leben.
Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Mit dem Vater-Werden kommt eine neue Rolle und Identität in das Leben eines Mannes. Es macht Sinn, sich damit auseinanderzusetzen, auch im Dialog mit den Müttern bzw. generell in den neuen Familien.
Und am wichtigsten: Vater sein macht Spaß!
Liebe Familienpatin, lieber Familienpate,
- Sei im Gespräch mit Männern, die bald Väter werden bzw. gerade Väter geworden sind, authentisch, indem du z. B. deine Erfahrungen und Perspektiven teilst.
- Erzähl ab und zu eigene Anekdoten aus deinem persönlichen Erleben als Elternteil. Achte dabei jedoch am besten darauf, nicht nur von dir zu erzählen. Deine Netzwerkfamilie steht im Mittelpunkt der Patenschaft. Sie soll genügend Raum zum Erzählen haben.
- Lass die Väter anders sein als die Mütter, denn das ist nicht falsch, nur anders. Und das ist gut für die Kinder und ihre Entwicklung.
- Verweise auf die Angebote deines Regionalnetzwerkes vor Ort. Sicherlich gibt es den ein oder anderen Kurs oder die ein oder andere Veranstaltung, in denen Väter ausdrücklich erwünscht und herzlich willkommen sind (z.B. Krabbelgruppen, Elternwissen-Veranstaltungen, Veranstaltungen anderer Anbieter z. B. den Lokalen Bündnissen für Familie etc.). Frag bei der Netzwerkkoordination deines Regionalnetzwerkes nach den Angeboten vor Ort. Gerne hilft diese dir weiter.
Du möchtest dich oder deine Netzwerkfamilie möchte sich weiter zum Thema „Vater werden / Vater sein“ informieren?
Im Infopool des Netzwerkes Gesunde Kinder gibt es sorgfältig ausgesuchte Literatur zum Weiterlesen > zum Infopool „Eltern werden“
Literatur
[1] F. Becker-Stoll, Bindungsentwicklung und frühkindliche Bildung, 2015. Online verfügbar unter: https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/entwicklung/saeugling/bindung/BindungsentwicklungundfruehkindlicheBildung.php [Zugriff am 05. 09. 2018]
[2] W. Fischer, Wieviel Vater braucht ein Kind, o. J.. Online verfügbar unter: http://www.achim-schad.de/mediapool/86/864596/data/Vaeter_1_.html [Zugriff am 05. 09. 2018]
[3] BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Die Elternzeit, 2018. Online verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienleistungen/elternzeit/die-elternzeit/73832 [Zugriff am 27. 08. 2018]
[4] G. Nelles, Väter & Karriere. Erfahrungen, die prägen, 2017. Online verfügbar unter: http://www.vaeter-und-karriere.de/ [Zugriff am 26. 06. 2018]