So heißt das Themenheft: Auf Herz und Niere – die U-Untersuchungen
Die U-Untersuchung U1
Zeitraum
Die U1 findet unmittelbar nach der Geburt eines Kindes statt. Sie wird deshalb auch Neugeborenen-Erstuntersuchung genannt.
Was beinhaltet due U1?
Eine Ärztin bzw. ein Arzt oder eine Hebamme prüft, ob das Neugeborene gesund ist und die Geburt gut überstanden hat. Dazu wird die Hautfarbe des Babys angeschaut und der Herzschlag, die Reflexe, die Muskelspannung sowie die Atmung werden untersucht. Das passiert insgesamt dreimal: unmittelbar nach der Geburt sowie jeweils fünf und zehn Minuten nach der Geburt (Apgar Wert). Durch die Bestimmung des pH-Wertes im Nabelschnurblut wird überprüft, ob das Neugeborene während der Geburt mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurde. Teil der U1 ist auch, dass nach äußerlich erkennbaren Fehlbildungen geschaut wird. Danach wird das Neugeborene gewogen und seine Körperlänge und sein Kopfumfang gemessen. Nach Rücksprache mit den Eltern wird dem Baby Vitamin K gegeben, um inneren Blutungen vorzubeugen.
Warum Vitamin K?
Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung. Da Neugeborene nicht über einen ausreichenden Speicher an Vitamin K in ihrem Körper verfügen, liegt bei ihnen häufig ein Mangel vor. Das kann zu einer erhöhten Blutungsneigung und zu Hirnblutungen führen. Zur Prävention dieser Blutungen werden daher in der Regel bei den ersten drei U-Untersuchungen jeweils 2 Tropfen (2mg) Vitamin K verabreicht.
Nicht zuletzt können sich Eltern zur Ernährung ihres Kindes beraten lassen. Dabei ist es ganz egal, ob die Eltern ihr Kind stillen oder auf andere Weise ernähren wollen. Die Beratung kann durch Ärztinnen bzw. Ärzte, Hebammen sowie Kinderkrankenpflegekräfte erfolgen und während der gesamten Stillzeit und/oder bei Ernährungsproblemen in Anspruch genommen werden [1, 2, 3, 4].
Weitere, spezielle Vorsorgeuntersuchungen zwischen U1 und U2
Am zweiten und dritten Lebenstag findet das sogenannte erweiterte Neugeborenen- Screening statt. Es beinhaltet das Neugeborenen-Hörscreening und einen Test auf angeborene Stoffwechselstörungen und Mukoviszidose. Hierzu werden dem Neugeborenen einige Tropfen Blut abgenommen.
Zu diesen speziellen Tests erhalten die Eltern ausführliche Informationsblätter durch die behandelnde Ärztin bzw. den behandelnden Arzt [2, 3].
Welche Unterlagen müssen Eltern zur U1 mitbringen?
- Mutterpass
- Gesundheitskarte bzw. Krankenversicherungskarte der Eltern
Mit folgenden Fragen können sich Eltern auf die U1 vorbereiten [1, 3]:
- Wie ist die Schwangerschaft verlaufen?
- Wie soll das Kind nach der Geburt ernährt werden?
- Gibt es Fragen zur Ernährung des Kindes?
- Gibt es Fragen zum Stillen?
Die wichtigsten Botschaften zur „U1“
- Die U1 ist die erste Untersuchung des Neugeborenen nach der Geburt. Es wird geschaut, ob das Baby gesund ist und ob es die Geburt gut überstanden hat.
- Im Falle von Auffälligkeiten können sofort Maßnahmen ergriffen werden.
- Beginnend mit der U1 können sich Eltern zur Ernährung ihres Babys beraten lassen.
- Am zweiten und dritten Tag finden weitere, spezielle Früherkennungsuntersuchungen statt. Der Fokus liegt hier auf Stoffwechselstörungen und dem Hören.
Die zentrale fachliche Kernbotschaft
U-Untersuchungen sind wichtig und bieten Eltern die Möglichkeit, fachkundig zur Gesundheit und Entwicklung ihres Kindes begleitet und beraten zu werden. Mögliche Erkrankungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung eines Kindes können frühzeitig erkannt und damit häufig erfolgreich behandelt werden.
Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Es kommt dennoch immer wieder mal vor, dass sich Eltern darüber Gedanken machen, ob sich ihr Kind gut und altersgemäß entwickelt. Eine sichere Antwort darauf können Eltern durch die regelmäßige Teilnahme mit ihren Kindern an den U-Untersuchungen erhalten.
Liebe Familienpatin, lieber Familienpate,
hervorzuheben ist, dass im Gegensatz zu den nachfolgenden U-Untersuchungen bei der U1 vor allem das Neugeborene im Mittelpunkt steht. Es wird unmittelbar nach seiner Geburt von einer Ärztin bzw. einem Arzt und/oder einer Hebamme untersucht. Dabei sind die Eltern meist etwas außen vor.
Aus diesem Grund kann es für werdende Eltern hilfreich sein, sich bereits vor der Geburt damit zu beschäftigen, was bei der Erstuntersuchung ihres Kindes passiert. Wissen kann den Eltern in einem so sensiblen Moment wie nach der Geburt Sicherheit geben. Du, als Familienpatin oder Familienpate, kannst die werdenden Eltern dabei unterstützen, dieses Wissen zu erhalten.
Sprich mit den Eltern über die U1, frag sie z. B., ob sie die U-Untersuchungen kennen oder etwas darüber wissen. Falls die Eltern unsicher sind, könnt ihr gemeinsam überlegen, wo die Eltern Informationen erhalten können. Sammle mit den Eltern die offenen Fragen, damit sie diese im Idealfall vorab, z. B. bei der Hebamme, stellen können.
Die U-Untersuchung U2
Zeitraum
Die U2 wird frühestens am dritten und spätestens am zehnten Lebenstag eines Neugeborenen durchgeführt.
Was beinhaltet die U2?
In Abhängigkeit davon, wo ein Kind geboren wurde (in der Klinik oder im Geburtshaus bzw. zu Hause), wird die U2 entweder noch in der Klinik oder bereits in einer Praxis für Kinder- und Jugendmedizin durchgeführt. Für die Durchführung der U2 in der Praxis sollten Eltern zeitnah nach der Geburt einen Termin vereinbaren.
Sofern die Tests auf kritische Herzfehler, angeborene Stoffwechselstörungen und / oder Mukoviszidose sowie der Neugeborenen-Hörtest noch nicht stattgefunden haben, sollten diese im Rahmen der U2 nachgeholt werden. Hier ist eine frühe Diagnose wichtig, um schnell die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können. Darüber hinaus untersucht eine Kinderärztin bzw. ein Kinderarzt bei der U2 das Neugeborene erstmals von Kopf bis Fuß. Dabei wird besonders auf die Haut, die Sinnesorgane, die Brust- und Bauchorgane, die Geschlechtsorgane, den Kopf und das Skelettsystem mit Muskeln und Nerven geachtet. Dadurch sollen angeborene Erkrankungen und Fehlbildungen erkannt und damit verbundene Komplikationen für die Gesundheit des Babys vermieden werden. Das Baby wird zudem gewogen und gemessen und erhält zur Vorbeugung von Blutungen nochmals Vitamin K.
Teil der U2 ist auch die Beratung der Eltern durch die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt zur gesunden Entwicklung ihres Kindes und was dafür wichtig ist. In diesem Zusammenhang können Eltern auch Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten erhalten.
Die Kinderärztin bzw. der Kinderarzt berät die Eltern zur Prophylaxe der Knochenerkrankung Rachitis mithilfe von Vitamin D und zur Härtung der (künftigen) Zähne durch Fluorid. Ggf. werden Vitamin D und Fluorid bereits zu diesem Zeitpunkt durch die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt verschrieben [1, 2, 3, 4].
Warum Vitamin D?
Vitamin D regelt den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und fördert dadurch die Härtung des Knochens. Vitamin D kann unter Sonneneinstrahlung in der Haut vom Körper selbst gebildet und auch über Nahrungsmittel in den Körper aufgenommen werden. Vitamin D kann nur in seiner aktivierten Form wirksam werden, was durch verschiedene biochemische Prozesse in Leber und Niere erfolgt. Da Säuglinge noch nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden dürfen und Muttermilch nicht genügend Vitamin D enthält, ist bei Säuglingen von einer Unterversorgung mit Vitamin D auszugehen. Zur Vorbeugung der Knochenerkrankung Rachitis – hier kommt es zur Erweichung der Knochensubstanz und dadurch zur Verformung des Skeletts – wird je nach Geburtszeitpunkt ab der zweiten Lebenswoche 12 bis 18 Monate lang täglich Vitamin-D in seiner aktivierten Form als Tablette oder Tropfen gegeben [1, 5].
Warum Fluorid?
Fluoride sind wichtig zur Vorbeugung von Karies. Fluoride machen die Zähne widerstandsfähiger gegenüber Karies verursachenden Bakterien, indem sie u. a. die Remineralisierung der Zähne unterstützen. Dennoch entfalten Fluoride ihre positive Wirkung auf die Zahngesundheit nur im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen. Dazu gehören vor allem eine ausgewogene Ernährung und eine sorgfältige Zahn- und Mundpflege, die rechtzeitige zahnärztliche Betreuung und das Vermeiden von Dauernuckeln an Trinkflaschen.
Um Säuglinge und Kleinkinder in geeigneter Weise mit Fluorid zu versorgen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: z. B. fluoridhaltige Kinderzahnpasta (500 ppm Fluorid), Fluorid in Form von Tabletten / Tropfen, fluoridiertes Salz. Hinsichtlich des Beginns und der genauen Dosierung werden Eltern durch Kinderärztinnen und Kinderärzte sowie Zahnärztinnen und Zahnärzte beraten [1, 6, 7].
Ein weiterer besonderer Fokus der Beratung liegt auf der Ernährung des Babys und durch welche Maßnahmen das Risiko des plötzlichen Kindstodes vermindert werden kann [1].
Welche Unterlagen müssen Eltern zur U2 mitbringen?
- Gesundheitskarte bzw. Krankenversicherungskarte der Eltern
- Gelbes Heft
Mit folgenden Fragen können sich Eltern auf die U2 vorbereiten [2, 3]:
- Haben sich die Eltern, v. a. die Mutter, von der Geburt erholt?
- Wie kommen die Eltern bzw. die Mutter mit der Ernährung bzw. dem Stillen des Babys zurecht?
- Ist den Eltern an ihrem Baby etwas aufgefallen, was sie ungewöhnlich finden?
- Welche Erkrankungen kommen in der Familie vor?
Die wichtigsten Botschaften zur „U2“
- Die U2 findet innerhalb der ersten zwei Lebenswochen statt und wird in der Regel noch in der Klinik oder bereits in einer Praxis für Kinder- und Jugendmedizin durchgeführt.
- Im Mittelpunkt steht die körperliche Untersuchung des Babys von Kopf bis Fuß.
- Angeborene Erkrankungen und Fehlbildungen sollen erkannt und damit verbundene Komplikation für die Gesundheit des Neugeborenen vermieden werden.
- Weiterer Bestandteil der U2 ist die Beratung der Eltern zur gesunden Entwicklung ihres Kindes.
Die zentrale fachliche Kernbotschaft
U-Untersuchungen sind wichtig und bieten Eltern die Möglichkeit, fachkundig zur Gesundheit und Entwicklung ihres Kindes begleitet und beraten zu werden. Mögliche Erkrankungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung eines Kindes können frühzeitig erkannt und damit häufig erfolgreich behandelt werden.
Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Es kommt dennoch immer wieder mal vor, dass sich Eltern darüber Gedanken machen, ob sich ihr Kind gut und altersgemäß entwickelt. Eine sichere Antwort darauf können Eltern durch die regelmäßige Teilnahme mit ihren Kindern an den U-Untersuchungen erhalten.
Liebe Familienpatin, lieber Familienpate,
die Teilnahme an jeder einzelnen U-Untersuchung ist wichtig für die gute und gesunde Entwicklung eines Kindes. Diese Botschaft gilt es in die Familien zu tragen. In Abhängigkeit der Bedarfe, Themen und Wünsche der Familien, kannst du sie über die jeweilig anstehende U-Untersuchung informieren und den Termin der U-Untersuchung gemeinsam mit den Eltern vorbereiten. Da die U2 bei den meisten Neugeborenen bereits im Krankenhaus erfolgt, ist es hilfreich, wie bei der U1 bereits in der Schwangerschaft darüber zu informieren und offene Fragen der Eltern zu notieren. Neben dem Familienhandbuch können die folgenden Punkte eine mögliche Gesprächsgrundlage sein:
- Weise darauf hin, dass die Eltern nach einer Geburt im Geburtshaus oder einer Hausgeburt zeitnah einen Termin für die U2 in einer Praxis für Kinder- und Jugendmedizin vereinbaren.
- Ermutige die Eltern, bei Unsicherheiten hinsichtlich der gesunden Entwicklung ihres Babys die damit verbundenen Fragen zu notieren und bei der U2 an die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt heranzutragen.
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Im Infopool des Netzwerkes Gesunde Kinder gibt es sorgfältig ausgesuchte Literatur zum Weiterlesen. > zum Infopool „Entwicklung“
Autorenschaft und Literatur
Autorenschaft
Landeskoordinierungsstelle Netzwerk Gesunde Kinder
Behlertstr. 3a, Haus K3, 14467 Potsdam
Tel: 0331 88762013
E-Mail: info-ngk@gesundheitbb.de
Fachliche Beratung
Dipl.-Med. Detlef Reichel
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin
Vorsitzender des Landesverbandes der Brandenburger Kinder- und Jugendärzte im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.
Friedenskamp 38, 17291 Prenzlau
Tel.: 03984 801960
E-Mail: dm.reichel@medpz.de
Verwendete Literatur
[1] BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Gesund groß werden – Eltern-Ordner zum gesunden Aufwachsen und zu den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder U1-U9 und J1, Köln, 2010.
[2] BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „U2-Untersuchung – 3. bis 10. Lebenstag,“ o. J. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/frueherkennung-u1-u9-und-j1/untersuchungen-u1-bis-u9/u2-untersuchung/. [Zugriff am 03. 04. 2019].
[3] GBA – Gemeinsamer Bundesausschuss, „Kinderuntersuchungsheft,“ 2017. Online verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/83-691-452/2017-05-11_GBA_Kinderuntersuchungsheft_Web-WZ.pdf. [Zugriff am 03. 04. 2019].
[4] GBA – Gemeinsamer Bundesausschuss, „Kinder-Richtlinie,“ 2017. Online verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1537/RL_Kinder_2017-10-19_iK-2018-03-16.pdf. [Zugriff am 03. 04. 2019].
[5] DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., „Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D,“ 2012. Online verfügbar unter: https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/vitamin-d/. [Zugriff am 03. 04. 2019].
[6] KZBV – Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, „Zahnschutz durch Fluoride,“ o. J.. Online verfügbar unter: https://www.kzbv.de/zahnschutz-durch-fluoride.63.de.html. [Zugriff am 03. 04. 2019].
[7] BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Fluoridtabletten oder Kinderzahnpasta mit Fluorid vom ersten Zähnchen an?,“ o. J.. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/zahngesundheit/gesunde-zaehne/fluoridversorgung/. [Zugriff am 12. 04. 2019].