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Vorbeugen | Sonnenschutz: Ab 12 Monaten

So heißt das Themenheft: Sonnenschutz – ein wichtiger Faktor

Liebe Familienpatin, lieber Familienpate,

im Zeitabschnitt drei bis sechs Monate hast du bereits Informationen über das Thema Sonnenschutz erhalten. An dieser Stelle wird das Thema erneut aufgegriffen, da mit dem Älterwerden der Kinder weitere Aspekte relevant werden. Gern kannst du auch noch einmal den Text aus dem Zeitabschnitt drei bis sechs Monate zur Hand nehmen. Er ist eine gute Grundlage für den folgenden Text.

Was ist beim Sonnenschutz von Kleinkindern zu beachten?

Die Haut von Kleinkindern ist noch nicht vollständig entwickelt und damit sehr viel empfindlicher als die Haut von Erwachsenen. Kinder bis zum Vorschulalter brauchen daher einen Schutz vor der prallen Sonne und in der Mittagshitze zwischen 11 und 15 Uhr. Ihre Haut kann durch langsame Aufenthalte in der Sonne an die Sonnenstrahlung gewöhnt werden. Natürlich ohne dass dabei ein Sonnenbrand oder leichte Rötungen entstehen [1].

Der wirksamste Schutz vor zu viel Sonnenstrahlung sind Schatten und sonnengerechte Kleidung, auch beim Spielen im Wasser. Hier brauchen mindestens Kopf, Schultern und Rücken einen Sonnenschutz, da die UV-Strahlung auch durch das Wasser dringt. Hierfür gibt es spezielle Funktionskleidung, die in der Sonne auch schneller trocknet. Damit die Kinder die sonnengerechte Kleidung auch tragen, kann es hilfreich sein, wenn sie sich Kleidung und Hüte selbst aussuchen dürfen.

Um die Augen zu schützen, eignen sich, neben einem Hut oder einer Kappe mit Schirm, Sonnenbrillen. Gute Sonnenbrillen tragen das CE-Zeichen und die Kennzeichnung DIN EN ISO 12312-1 mit dem Standard „UV-400“ [2].

Sonnenschutzmittel schützen die Körperteile, die nicht mit Kleidung bedeckt sind.

Was ist bei der Verwendung von Sonnenschutzmittel zu beachten?

Sonnenschutzmittel wie Cremes, Lotionen oder Sprays können vor Sonnenbränden schützen. Sie ersetzen andere Schutzmaßnahmen, wie den Aufenthalt in Schattenplätzen oder geeignete Kleidung, jedoch nicht, denn ein Teil der UV-Strahlen dringt weiterhin in die Haut ein. Langfristige Schäden wie Krebs können allein durch Sonnenschutzmittel nicht verhindert werden [3].

Sonnenschutzmittel enthalten physikalische und/oder chemische UV-Filter. Chemische UV-Filter wirken in der oberen Hautschicht. Sie absorbieren die UV-Strahlung und geben sie wieder ab. Da sie nach dem Eincremen erst in die obere Hautschicht eindringen müssen, ist ein wirkungsvoller Schutz erst nach ca. 30 Minuten möglich. Physikalische Filter, auch mineralische Filter genannt, wirken durch kleinste Partikel, zum Beispiel weißes Zinkoxid oder Titanoxid, die das Licht vor allem streuen und reflektieren [3].

Beim Kauf von Sonnenschutzmitteln am besten das Produkt wählen, das sowohl vor UV-A- als auch UV-B-Strahlen schützt. Zudem spielt der Sonnen- bzw. Lichtschutzfaktor (SSF bzw. LSF) eine wichtige Rolle. Er gibt an, wie viel länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu erleiden. Die Dauer hängt vom Hauttyp und der Intensität der Sonne ab. „Lichtschutzfaktor 20 bedeutet zum Beispiel, dass man theoretisch 20-mal länger in der Sonne bleiben kann, bevor man einen Sonnenbrand bekommt, als wenn man sich ungeschützt der Sonne aussetzt. Wenn die Eigenschutzzeit zum Beispiel zehn Minuten beträgt und ein Sonnenschutzfaktor von 20 benutzt wird, so kann man sich rein theoretisch 10 Minuten * 20 = 200 Minuten (circa drei Stunden) der Sonnenbestrahlung aussetzen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen“ [3]. Da jedoch auch trotz des Sonnenschutzmittels UV-Strahlung in die Haut dringt, sollte diese Zeitspanne nicht ausgeschöpft werden. Insgesamt gilt, je heller der Hauttyp ist, desto höher sollte der Lichtschutzfaktor sein. Kinder benötigen zudem einen höheren Lichtschutzfaktor als Erwachsene [3]. Der Hauttyp kann bei einer Dermatologin bzw. einem Dermatologen bestimmt werden. Über die Intensität der aktuellen Sonnenstrahlung informiert das Bundesamt für Strahlenschutz von April bis September auf seiner Website unter UV-Prognose.

Auswahl des Sonnenschutzmittels für Kinder

  • Spezielle Sonnenschutzmittel für Kinder verwenden: Gele bzw. Mittel auf Alkoholbasis trocknen die Haut zum Beispiel stärker aus als Cremes und Lotionen. Bei empfindlicher Haut sollten zudem Mittel gemieden werden, die Zusatzstoffe wie Emulgatoren, Duft-, Farb- oder Konservierungsstoffe enthalten. Sie können Hautreizungen oder Allergien verursachen. Dies kann auch bei chemischen UV-Filtern der Fall sein. Hier sind physikalische UV-Filter eine gute Alternative [1, 3, 4]. Weiterhin sind antientzündliche Substanzen wie Panthenol und Aloe Vera in Sonnenschutzmitteln für Kinder nicht geeignet. Sie können die durch die Sonnenstrahlung bewirkte Rötung verzögern und täuschen dadurch einen längeren Schutz vor [5].
  • Sonnenschutzmittel kaufen, die vor UV-A- und UV-B-Strahlen schützen und einen Lichtschutzfaktor von mindestens 30 haben [2, 3].
  • Für das Spielen im Wasser wasserfeste Sonnenschutzmittel verwenden[1].

Eincremen [1]:

  • Alle unbedeckten Körperstellen vor dem Hinausgehen sorgfältig eincremen. Dabei ist es wichtig, ausreichend Sonnenschutzmittel zu nutzen und dieses gleichmäßig zu verteilen. Ein Erwachsener benötigt beispielsweise allein für das Gesicht einen Teelöffel, für den restlichen Körper weitere sechs [4].
  • „Sonnenterassen“ besonders eincremen, hierzu gehören Stirn, Ohren, Nase, Lippen, Kinn aber auch Knie, Schultern und Fußrücken.
  • eine halbe Stunde vor dem Hinausgehen eincremen.
  • Bei längeren Aufenthalten im Freien mehrmals eincremen. Das Sonnenschutzmittel kann durch Schwitzen oder Reibung an Gegenständen und Sachen abgetragen werden. Als Orientierungswert gelten hier zwei Stunden. Auch nach dem Baden empfiehlt sich ein Nachcremen.

Das Eincremen darf nicht dazu verleiten, ihre Kinder lange in der Sonne bzw. in der Mittagshitze, zwischen 11 und 15 Uhr, spielen zu lassen. Auch ein regelmäßiges Nachcremen verlängert die Schutzdauer des Sonnenschutzmittels nicht.

Bei Fragen zum richtigen Sonnenschutzmittel beraten Apotheken, Kinderärztinnen bzw. Kinderärzte oder Dermatologinnen bzw. Dermatologen gerne. Stiftung Warentest und Stiftung Ökotest prüfen zudem regelmäßig die Qualität von Sonnenschutzmitteln und informieren über die Wirksamkeit und Güte der getesteten Mittel.

Um das Eincremen einfacher zu gestalten, vielleicht sogar mit Spaß zu verbinden, können Eltern folgendes ausprobieren [6]:

  • Das Eincremen zur Gewohnheit machen, sowohl für Kinder als auch für Eltern.
  • Kinder nachahmen lassen; gerade in jungen Jahren machen Kinder gerne Sachen nach. Cremen sich Eltern ein und gehen so mit gutem Beispiel voran, werden Kinder animiert, es ihnen gleichzutun.
  • Beim Auftragen der Creme lustige Figuren oder Gesichter zeichnen, bevor die Creme verrieben wird.
  • Einen Eincreme-Wettbewerb veranstalten, wer zuerst eingecremt ist, darf zuerst nach draußen.
  • Manchmal hilft es auch, das verwendete Sonnenschutzmittel zu ändern. Kinder mögen das Spray vielleicht lieber als die Creme oder umgekehrt.

Geht das Kind bereits in den Kindergarten, können die Eltern das dortige Fachpersonal fragen, wie mit dem Thema im Kindergarten umgegangen wird.

Können die Kinder trotz der Schutzmaßnahmen genug Vitamin D bilden?

Um genügend Sonnenlicht aufzunehmen, reicht es, zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Arme und Hände für kurze Zeit unbedeckt in das Sonnenlicht zu halten. Die entsprechende Dauer hängt vom Hauttyp und der Intensität der Sonnenstrahlung ab. Für Menschen mit sehr heller Haut, sehr hellen Haaren und vielen Sommersprossen sind dies während intensiver Sonnenbestrahlung, also bspw. während der Mittagsstunden ca. 7 Minuten; für Menschen mit heller bis hellbrauner Haut und dunkelblonden bis braunen Haaren sind es ca. 15 Minuten [7, 8]. Kinderärztinnen bzw. Kinderärzte und Dermatologinnen bzw. Dermatologen beraten hierzu gerne.

Die wichtigsten Botschaften zum Thema „Sonnenschutz: Ab 12 Monaten“

  • Kleine Kinder brauchen einen Schutz vor der prallen Sonne, insbesondere im Sommer und an sonnigen Frühjahrstagen während der Mittagssonne, also in der Zeit von 11 bis 15 Uhr.
  • Ein wirksamer und einfacher Sonnenschutz sind Schatten und sonnengerechte Kleidung sowie Sonnenbrillen für die Augen.
  • Alle nicht bedeckten Körperstellen beim Aufenthalt in der Sonne mit Sonnenschutzmittel eincremen. Das Sonnenschutzmittel sollte vor UV-A- und UV-B-Strahlung schützen und mindestens den Lichtschutzfaktor 30 haben.

Die zentrale fachliche Kernbotschaft
Kleine Kinder brauchen einen Schutz vor der prallen Sonne, insbesondere während der Mittagsstunden.

Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Sonnenschutz kann in manchen Situationen schwerfallen, z. B. wenn die Kinder beim Eincremen nörgeln oder den Sonnenhut nicht tragen möchten. Konsequentes Verhalten und die Vorbildrolle der Eltern beim Sonnenschutz sind jedoch wichtig, um Sonnenschäden zu vermeiden.

Liebe Familienpatin, lieber Familienpate, 

  • Sensibilisiere deine Netzwerkfamilie erneut für das Thema Sonnenschutz und geh auf neue Aspekte wie Sonnenschutzmittel oder Sonnenbrillen ein.
  • Erinnere die Eltern daran, dass sie in der frühen Kindheit die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder sind.
  • Bei Treffen im Freien kannst du selbst mit gutem Beispiel vorangehen und einen Schattenplatz wählen.
  • Verweise bei Fragen der Eltern auf die betreuende Kinder- und Jugendärztin bzw. den betreuenden Kinder- und Jugendarzt, auf Dermatologinnen bzw. Dermatogologen oder Apotheken.

Du möchtest dich oder deine Netzwerkfamilie möchte sich weiter zum Thema „Sonnenschutz“ informieren?

Im Infopool des Netzwerkes Gesunde Kinder gibt es sorgfältig ausgesuchte Literatur zum Weiterlesen. > zum Infopool „Vorbeugen“

Autorenschaft und Literatur 

Autorenschaft
Landeskoordinierungsstelle Netzwerk Gesunde Kinder
Behlertstr. 3a, Haus K3, 14467 Potsdam
Tel: 0331 88762013
E-Mail: info-ngk@gesundheitbb.de

Fachliche Beratung
Dipl.-Med. Sylvia Ludwig
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Poliklinik Ernst von Bergmann GmbH
Charlottenstr. 72, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 241 33291
E-Mail: sludwig@poliklinikevb.de

Verwendete Literatur
[1]      BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Sonnenschutz für Kinder – ohne Wenn und Aber,“ 2014. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/sonnenschutz/kinderhaut-schuetzen/. [Zugriff am 19. 10. 2018].
[2]      ADP – Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e. V., „Kinderhaut ist ein eigener Hauttyp,“ 2013. Online verfügbar unter: https://www.unserehaut.de/de/presse/2013/05/Kinderhaut-ist-ein-eigener-Hauttyp.php. [Zugriff am 18. 10. 2018].