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Vorbeugen | Sonnenschutz: 0 bis 12 Monate

So heißt das Themenheft: Sommer, Sonne, Schutz!

Liebe Familienpatin, lieber Familienpate,

gerade wenn Kinder klein sind, brauchen sie Schutz vor verschiedenen Risiken. Hier spielt das Thema Sonnenschutz eine große Rolle.

Die Sonne ist wichtig für uns Menschen. Sie fördert unser Wohlbefinden und trägt unter anderem dazu bei, dass der Körper Vitamin D bildet. Vitamin D ist wichtig, um die Knochen aufzubauen und zu stärken. Das ist besonders für Heranwachsende relevant. Es bedeutet jedoch nicht, dass wir stundenlang in der Sonne liegen müssen, ganz im Gegenteil, denn die Sonnenstrahlung ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs [1].

Warum ist ein Schutz vor der Sonne wichtig?

Sonnenstrahlung besteht aus sichtbarem Licht, das für die Helligkeit verantwortlich ist, aus Infrarot-Strahlen, die Wärme erzeugen und aus ultravioletten (UV-) Strahlen. Diese unterscheiden sich in ihren physikalischen und biologischen Eigenschaften und lassen sich in UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlen einteilen. Die UV-C-Strahlen werden von der Erdatmosphäre gefiltert und erreichen die Erde nicht. Die UV-B-Strahlen werden teilweise von der Erdatmosphäre gefiltert. Ein wichtiger Parameter ist hier die Ozonschicht. Wird diese, beispielsweise durch die Luftverschmutzung zerstört, dringen vermehrt UV-B-Strahlen durch die Atmosphäre. Die UV-A-Strahlen gelangen vergleichsweise ungehindert auf die Erde [2].

Auf der Erde dringen die UV-A und UV-B-Strahlen in die Haut ein und sorgen hier für verschiedene Veränderungen. Sonnenbrände sind die wohl bekannteste Folge von zu viel Sonnenlicht. Bei ihnen handelt es sich um akute und schmerzende Verbrennungen der Haut. Schwere Sonnenbrände gehen mit Blasenbildung, Kopfschmerzen, Fieber oder Kreislaufproblemen einher. Darüber hinaus können die Strahlen unter anderem eine vorzeitige Alterung der Haut, Sonnenallergien oder Überempfindlichkeitsreaktionen verursachen. Die Strahlen gelten zudem als größter Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs [3, 4].

In der Regel schafft es die Haut, die durch Sonnenstrahlung beschädigten Zellen selbstständig zu reparieren. Kommt es aber zu häufigen, langanhaltenden und intensiven UV-Bestrahlungen oder gar zu Sonnenbränden, werden die körpereigenen Reparatursysteme überlastet. Die geschädigten Zellen können dann nicht mehr vollständig bzw. fehlerfrei repariert werden. Damit steigt insbesondere das Risiko für Hautkrebs an [1].

Ähnlich wie die Haut sind auch die Augen empfindlich für Sonnenlicht. Kurzfristige Folgen von zu viel Sonneneinstrahlung können Horn- und Bindehautentzündungen sowie Netzhautschäden sein. Langfristig kann sich die Linse trüben [5].

Wann ist ein Schutz vor der Sonne wichtig?

Menschen können die UV-Strahlen weder sehen noch fühlen. Dadurch wird ihre Wirkung oft unterschätzt [1]. Die Wirkung ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Intensität der UV-Strahlung und der Hauttyp spielen dabei eine wichtige Rolle.

Die Intensität der UV-Strahlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. der Jahres- und Tageszeit. Im Sommer ist die Sonnenstrahlung intensiver als im Winter. Oft sind Schutzmaßnahmen schon im April notwendig. Am gefährlichsten sind die Strahlen in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr. Auch der Wohnort spielt eine Rolle. Je näher er dem Äquator ist, desto stärker ist die Strahlung. Sie ist gleichfalls intensiver, je höher man sich über dem Meeresspiegel bewegt. Beim Urlaub im Gebirge gilt also besondere Vorsicht. Gleiches gilt auch für den Aufenthalt am Wasser, am Strand oder im Schnee, da hier die Sonnenstrahlen reflektiert werden, von Schnee sogar um bis zu 80 Prozent. Das verstärkt die Strahlung zusätzlich. Und auch eine dünne Wolkendecke schwächt die Sonnenstrahlung kaum ab. Trotz Wolken können noch bis zu 80 Prozent der UV-Strahlen auf die Erde dringen [2, 6].

Eine Information über die tagesaktuelle Intensität der Sonnenstrahlung liefert der UV-Index. Er wird von April bis September vom Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Website unter UV-Prognose veröffentlicht. Je höher der angegebene Wert, desto größer ist das Sonnenbrandrisiko beim Aufenthalt in der direkten Sonne und desto wichtiger sind Schutzmaßnahmen [7].

Darüber hinaus ist die Wirkung der Sonne auch vom Hauttyp abhängig. Er beeinflusst, wie lange man sich ungeschützt in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu erleiden. Der Hauttyp wird am besten von einer Dermatologin bzw. einem Dermatologen bestimmt. Erste Anhaltspunkte lassen sich über die Haut- und Haarfarbe sowie das Aufkommen von Sommersprossen bestimmen. Empfindliche Hauttypen zeichnen sich durch sehr helle Haut, sehr helle Haare und viele Sommersprossen aus. Bei ihnen reichen schon 15 Minuten in direkter, intensiver Sonne aus, um einen Sonnenbrand zu erleiden. Bei Hauttypen mit heller bis hellbrauner Haut und dunkelblonden bis braunen Haare kann ein Sonnenbrand bei direkter und intensiver UV-Bestrahlung zum Beispiel nach ca. 30 Minuten auftreten [8].

Menschen mit Hauterkrankungen können sich zudem von ihrem (Haut-) Arzt bzw. ihrer (Haut-) Ärztin über den Umgang mit der Sonne beraten lassen.

Warum ist die Sonnenstrahlung besonders für (Klein-)Kinder gefährlich?

Die Haut von Säuglingen und Kleinkindern ist noch nicht vollständig entwickelt. Die UV-empfindlichen Zellen liegen sehr viel dichter unter der Hautoberfläche als bei Erwachsenen. Sie sind den UV-Strahlen damit viel stärker ausgesetzt [9]. Auch die Reparaturfähigkeit der Haut ist noch eingeschränkt [6]. Hinzukommt, dass sich der Körper von Kindern noch entwickelt und sich die Zellen deutlich öfter teilen als bei Erwachsenen. Zellschäden, z. B. durch die Sonnenstrahlung, können sich daher schnell vervielfältigen und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Schäden im Erbgut erhalten bleiben.

Diese bleibenden Schäden des Erbguts (Mutationen) können in späteren Jahren Krebs verursachen [10]. Studien belegen dies. Sie zeigen, dass Jugendliche, die in ihrer Kindheit häufig der Sonne ausgesetzt waren und Sonnenbrände erlitten, ein deutlich höheres Risiko aufweisen, später an Hautkrebs zu erkranken [9].

Auch Hautrötungen durch zu viel Sonne können für kleine Kinder bereits sehr unangenehm sein, ein schwerer Sonnenbrand lebensbedrohlich. Er sollte sofort ärztlich behandelt werden.

Wie können Säuglinge und Kleinkinder vor der Sonnenstrahlung geschützt werden?

Für Säuglinge und Kleinkinder von bis zu einem Jahr gilt: kein direkter Sonnenkontakt [6, 11]. Wirksamer Sonnenschutz ist dabei ganz einfach.

Eine Grundregel lautet: Schattenplätze aufsuchen:

  • Kinder brauchen in den ersten zwölf Lebensmonaten immer einen Schattenplatz. Am Kinderwagen kann hierfür ein Sonnensegel befestigt werden; auf dem Spielplatz, im Garten oder auf dem Balkon eignen sich Sonnen- oder große Regenschirme sowie Bäume als Schattenspender[6]. Ein dichtes Blattwerk von Bäumen hält oft mehr Strahlung ab als Sonnenschirme [12].
  • Babys brauchen einen Schutz vor der direkten Sonne, damit sie nicht überhitzen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Kinder dürfen niemals allein im Auto gelassen werden, auch nicht, wenn das Kind friedlich schläft und Eltern nur noch schnell den Einkauf erledigen wollen. Unter Sonneneinstrahlung steigt die Innentemperatur im Auto schnell an. Im Sommer kann sie nach einer halben Stunde bereits bei 51 Grad Celsius liegen [13].

Darüber hinaus ist sonnengerechte Kleidung ein wirksamer Schutz. Sie sollte den gesamten Körper bedecken [6]:

  • Ein Hut oder eine Kappe mit Schirm und Nackenschutz schützen Kopf, Gesicht, Ohren und Nacken.
  • Kleidungsstücke mit langen Armen und Hosenbeinen schützen den Körper, Arme und Beine. Fest bzw. dicht gewebte Kleidungsstücke schützen besser vor der Strahlung als leicht gewebte Stoffe. Polyester, Jeans oder Wolle halten mehr UV-Strahlung ab als dünne Baumwollstoffe, Leinen, Seide oder Viskose[12]. Damit es nicht zu warm wird, hat die Kleidung am besten einen luftigen Schnitt und nicht zu engen Sitz.
  • Schuhe bzw. Socken schützen Füße, Fußrücken und Ferse.

Mittlerweile gibt es auch Kleidung, die durch ihre besondere Verarbeitungsweise oder eine Imprägnierung einen besonderen UV-Schutz hat. Dies zeigt das Kennzeichen „UV-Standard 801“ an. Der UV-Protektionsfaktor (UVP) sollte über 30 liegen [6].

Sonnenschutzmittel wie Cremes oder Sprays belasten die empfindliche Haut von Neugeborenen unnötig. Sie sollten im ersten Lebensjahr nicht verwendet werden. Auch Babyöle sind kein Sonnenschutz. Sie fördern eher die Lichtempfindlichkeit [6].

Nach dem ersten Lebensjahr hilft es der Haut von Kleinkindern sich durch kurze Aufenthalte ganz langsam an die Sonne zu gewöhnen. Natürlich ohne dass dabei ein Sonnenbrand entsteht [9].

Was muss für die Bildung von Vitamin D beachtet werden?

Vitamin D ist vor allem für die Knochenbildung wichtig. Ein Großteil des Vitamin D-Bedarfs wird unter Sonneneinstrahlung über die Haut gebildet. Zusätzlich wird Vitamin D über die Nahrung aufgenommen. Neugeborenen fällt es schwer, ausreichend Vitamin D zu bilden. Kinderärztinnen und Kinderärzte beraten hierzu gern.

Die wichtigsten Botschaften zum Thema „Sonnenschutz: 0 bis 12 Monate“

  • Die Haut von Säuglingen und Kleinkindern ist noch nicht vollständig entwickelt und damit sehr viel empfindlicher als die Haut von Erwachsenen.
  • Im ersten Lebensjahr sollte der direkte Sonnenkontakt vermieden werden. Das verringert insbesondere das Risiko für die Entstehung von Hautkrebs.
  • Ein wirksamer und einfacher Sonnenschutz sind Schatten und sonnengerechte Kleidung.
  • Bis zum Ende des ersten Lebensjahres belasten Sonnenschutzmittel die empfindliche Kinderhaut unnötig. Sie sollten daher im ersten Lebensjahr nicht genutzt werden.

Die zentrale fachliche Kernbotschaft
Säuglinge und Kleinkinder brauchen einen Schutz vor der direkten Sonne.

Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Sonnenschutz fällt manchmal schwer, beispielsweise wenn sich das Kind den Sonnenhut immer wieder vom Kopf reißt oder wiederholt in die Sonne krabbelt. Konsequentes Verhalten der Eltern ist jedoch nötig. Nur so können Kinder vor der schädlichen Strahlung geschützt werden.

Liebe Familienpatin, lieber Familienpate, 

  • mach die Eltern auf das Thema aufmerksam, indem sie beispielsweise über den Umgang der Eltern mit der Sonne sprechen.
  • erinnere die Eltern daran, dass sie in der frühen Kindheit die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder sind.
  • bei Treffen im Freien kannst du selbst mit gutem Beispiel vorangehen und einen Schattenplatz wählen.
  • verweise bei Fragen der Eltern auf die betreuende Kinder- und Jugendärztin bzw. den betreuenden Kinder- und Jugendarzt oder auf Dermatologinnen bzw. Dermatologen.

Du möchtest dich oder deine Netzwerkfamilie möchte sich weiter zum Thema „Sonnenschutz“ informieren?

Im Infopool des Netzwerkes Gesunde Kinder gibt es sorgfältig ausgesuchte Literatur zum Weiterlesen. > zum Infopool „Vorbeugen“

Autorenschaft und Literatur

Autorenschaft
Landeskoordinierungsstelle Netzwerk Gesunde Kinder
Behlertstr. 3a, Haus K3, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 88762013
E-Mail: info-ngk@gesundheitbb.de

Fachliche Beratung
Dipl.-Med. Sylvia Ludwig
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Poliklinik Ernst von Bergmann GmbH
Charlottenstr. 72, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 241 33291
E-Mail: sludwig@poliklinikevb.de

Verwendete Literatur
[1]      Deutsche Krebshilfe, „Clever in Sonne und Schatten – gut geschützt vor UV-Strahlen,“ 2016. Online verfügbar unter: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Praeventionsfaltblaetter_Frueherkennung/442_0056_Clever_in_Sonne_u._Schatten_final.pdf. [Zugriff am 19. 10. 2018].
[2]      BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Was ist UV-Strahlung?,“ 2018. Online verfügbar unter: http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/einfuehrung/einfuehrung_node.html. [Zugriff am 16. 10. 2018].
[3]      BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Akute Schädigungen der Haut,“ 2017. Online verfügbar unter: http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/haut.html. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[4]      BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Gesundheitsrisiko Sonne,“ o. J.. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/sonnenschutz/risiko-sonne/. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[5]      BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Wie wirkt UV-Strahlung?,“ 2018. Online verfügbar unter: http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/einfuehrung/einfuehrung.html. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[6]      BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Sonnenschutz für Kinder – ohne Wenn und Aber,“ 2014. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/sonnenschutz/kinderhaut-schuetzen/. [Zugriff am 19. 10. 2018].
[7]      BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Was ist der UV-Index?,“ 2018. Online verfügbar unter: http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/uv-index/einfuehrung/einfuehrung.html. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[8]      BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Die verschiedenen Hauttypen,“ 2017. Online verfügbar unter: http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/hauttypen/hauttypen.html. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[9]      ADP – Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e. V., „Kinderhaut ist ein eigener Hauttyp,“ 2013. Online verfügbar unter: https://www.unserehaut.de/de/presse/2013/05/Kinderhaut-ist-ein-eigener-Hauttyp.php. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[10]   BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Warum Schutz vor UV-Strahlung?,“ 2017. Online verfügbar unter: http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/schutz/einfuehrung/einfuehrung.html. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[11]   BfS – Bundesamt für Strahlenschutz, „Konsentierte Empfehlung zu UV-Strahlung und Vitamin D,“ 2017. Online verfügbar unter: www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/empfehlung.html. [Zugriff am 18. 10. 2018].
[12]   IQWiG – Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen , „Wie kann man sich vor zu viel Sonne schützen?,“ 2015. Online verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-kann-man-sich-vor-zu-viel-sonne-schuetzen.2096.de.html?part=vorbeugung-q4. [Zugriff am 19. 10. 2018].
[13]   Springer Medizin Verlag GmbH, Berlin (Hrsg.), „Im Auto herrscht schnell tödliche Hitze,“ 2010. Online verfügbar unter: https://www.aerztezeitung.de/panorama/article/610937/lebensgefahr-15-minuten-praller-sonne-geschlossenen-auto.html. [Zugriff am 19. 10. 1018].