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Schlafen: 24 bis 36 Monate

So heißt das Themenheft: Gegen Mama und Papa sind böse Träume chancenlos

Schlafbedarf, Schlafdauer & Schlafrhythmus

Die meisten Kinder haben nun einen festen Schlaf-Wach-Rhythmus entwickelt. Der Schlafbedarf des Kindes und der Anteil des Traumschlafes an der Gesamtschlafzeit nehmen im dritten Lebensjahr weiter ab. Aber auch hier gibt es große individuelle Schwankungen bei der Gesamtschlafzeit. Manche 2-Jährige benötigen nur 10 Stunden, manche 16 Stunden [1]. Viele Kinder benötigen den Vormittagsschlaf nicht mehr. Sie schlafen aber weiterhin mittags, oft für 1,5 bis 2 Stunden. Es gibt aber auch Kinder, die auch im dritten Lebensjahr noch mehr Schlaf brauchen. Wie im zweiten gilt auch im dritten Lebensjahr: der Tag- und der Nachtschlaf bedingen sich gegenseitig: Manche Kinder können abends schlecht einschlafen, wenn tagsüber der Mittagsschlaf länger als 2 Stunden dauert.

Einschlafen und gute Schlafvoraussetzungen

Nächtliches Aufwachen ist auch im dritten Lebensjahr weiter normal. Eltern können ihr Kind durch leises Zureden und Streicheln liebevoll beruhigen. Sie sollten es möglichst nicht aus dem Bett nehmen und nicht zu viel Licht machen, um es nicht zu sehr aufzuwecken.

Kinder brauchen weiterhin einen festen Schlafrhythmus mit einer ungefähr gleichen täglichen Zu-Bett-Geh-Zeit. Eltern können dafür auf die ersten Müdigkeitszeichen achten und die Zeit entsprechend anpassen. Kinder lieben und brauchen weiterhin ein Einschlafritual, das nicht zu lang ausgedehnt wird, höchstens 20 Minuten, besser 5-10 Minuten. Bei ängstlichen Kindern können Eltern ein kleines Schlaflicht anlassen oder die Tür nicht ganz schließen. Außerdem hilft es Kindern beim Einschlafen, wenn sie vor dem Zu–Bett-Gehen nicht zu viel körperliche Bewegung haben [2].

Trennungsängste können Kinder nachts beschäftigen

Häufig bemerken Eltern in diesem Alter, dass ihr Kind sie nachts mehr braucht. Das ist normal. Kinder im dritten Lebensjahr sind mit der Ablösung von ihren Eltern und dem Wunsch nach emotionaler Selbstständigkeit beschäftigt. Gleichzeitig sehnen sie sich nach Nähe und Geborgenheit. Letzteres kommt besonders nachts zur Geltung: Das Kind nimmt in diesem Alter bereits wahr, wenn es allein ist. Trennungs- und Verlassensängste beschäftigen es. Dadurch sucht es besonders nachts die Nähe der Eltern. Inwieweit Eltern ihre Kinder bei sich im Bett schlafen lassen möchten, entscheiden sie selbst. Sie sollten darauf achten, was ihnen und ihrem Kind guttut [3].

Trennungsängste fallen von Kind zu Kind unterschiedlich stark aus. „Je mehr sich ein Kind am Tag aufgehoben fühlt und je weniger es verunsichert wird, desto weniger kommt in ihm nachts ein Gefühl des Alleinseins auf. Wenn das Kind tagsüber immer wieder in seinem Gefühl bestätigt wird, dass die Mutter, der Vater oder eine andere Bezugsperson da ist, wenn es sie braucht, wird das Kind diese Gewissheit mit in den Schlaf nehmen“ [3].

Übergangsobjekte wie beispielsweise ein Teddy oder ein Schnuffeltuch helfen dem Kind, Trennungszeiten zu überbrücken und sind deshalb wichtig [3].

Die magischen Jahre

In diesem Alter entwickeln Kinder eine starke Vorstellungskraft. Sie glauben an magische Figuren wie Feen und Zauberer, aber auch an Gespenster und Monster. Dies kann dazu führen, dass Kinder Angst- und Albträume haben und davon nachts aufwachen. Sie treten meist in der zweiten Nachthälfte auf. Das Kind ist dann verängstigt, weint und ruft nach den Eltern. Eltern können ihrem Kind helfen, indem sie es in den Arm nehmen, ihm gut zureden, es mit den Worten „Das war nur ein Traum“ beruhigen und mit dem Kind über den Traum sprechen. Wenn es wiederholt der gleiche Albtraum ist, der das Kind nachts aufwachen lässt, können Eltern den Traum als andere Geschichte mit gutem Ausgang nacherzählen [3].

Bei häufigen Albträumen ist es gut, wenn Eltern viel mit dem Kind darüber reden und ggf. gegen Bedrohungen wirkungsvolle „Abwehrmechanismen“ überlegen: z. B. einen Käfig malen, um den Drachen einzusperren. Kinder verarbeiten in den Angstträumen zumeist belastende Erlebnisse. Treten Angst- und Albträume besonders gehäuft und anhaltend auf, können sich Eltern an die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt wenden [3].

Mehr zum Thema „magisches Denken“ erfährst du im Text Entwicklung im Zeitabschnitt 30 bis 36 Lebensmonate.

Die wichtigsten Botschaften zum Thema „Schlafen: 24 bis 36 Monate“

  • Ab dem dritten Lebensjahr verfügen Kinder zumeist über einen stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus.
  • Wie viel Schlaf ein Kind benötigt und wie sich dieser über den Tag verteilt, ist ganz individuell.
  • Der Tag- und der Nachtschlaf bedingen sich gegenseitig.
  • Beim (Wieder-) Einschlafen helfen: sanftes Begleiten, ein festes Einschlafritual und eine entspannte Atmosphäre, ggf. mit einem Nachtlicht.
  • Viele Kinder haben im dritten Lebensjahr ein stärkeres Bedürfnis nach Geborgenheit. Trennungs- und Verlassensängste beschäftigen sie besonders nachts. Sanftes Begleiten beim Wiedereinschlafen und Übergangsobjekte helfen.
  • Die magischen Jahre sorgen dafür, dass Kinder im dritten Lebensjahr nicht zwischen Realität und Traum unterscheiden können. Angst- und Albträume häufen sich.
  • In den Arm nehmen, gut zureden und über den Traum sprechen, helfen dem Kind, sich wieder zu beruhigen.

Die zentrale fachliche Kernbotschaft
Mittlerweile hat sich ein fester Schlafrhythmus und Schlafbedarf eingepegelt. Kinder können nun jedoch nachts aufwachen aufgrund von Trennungsängsten oder Angst- und Albträumen.

Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Nun kann der elterliche Schlaf durch Trennungsängste oder Angst- und Albträume der Kinder unterbrochen werden. Das gehört dazu. Begleiten Eltern ihre Kinder beim nächtlichen Aufwachen und Wiedereinschlafen sanft, finden alle schnell wieder in einen erholsamen Schlaf.

Liebe Familienpatin, lieber Familienpate, 

  • wenn das Thema Schlaf deine Netzwerkfamilie belastet, verweise sie an die Kinderärztin bzw. Kinderarzt oder vermittle regionale Angebote.

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Im Infopool des Netzwerkes Gesunde Kinder gibt es sorgfältig ausgesuchte Literatur zum Weiterlesen. > zum Infopool „Schlafen“

Autorenschaft und Literatur

Autorenschaft
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Aleyd von Gartzen
Beauftragte für Stillen und Ernährung im Deutschen Hebammenverband e. V.
Lüneburger Damm 30, 30625 Hannover
Tel.: 0511 10553678
E-Mail: von-gartzen@hebammenverband.de

Verwendete Literatur
[1]      DGSM – Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, „Schlafstörungen bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen,“ 2018. Online verfügbar unter: https://www.dgsm.de/downloads/patienteninformationen/ratgeber/DGSM%20Ratgeber%202018/DRUCK_Schlafst%C3%B6rungen%20bei%20S%C3%A4uglingen,%20Kleinkindern,%20Kindern%20und%20Jugendlichen%202019-02-06.pdf. [Zugriff am 05. 04. 2019].
[2]      DGKJ – Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V., „Elterninfo – Mein Kind schläft nicht,“ 2019. Online verfügbar unter: https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-kind-schlaeft-nicht/. [Zugriff am 25. 06. 2019].
[3]      BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Der Weg zu einem stabilen Rhythmus,“ 2016. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/0-12-monate/schlafrhythmus-finden/. [Zugriff am 25. 03. 2019].
[4]      R. H. Largo, Babyjahre – Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, München: Piper Verlag GmbH, 2017.