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Schlafen: 12 bis 24 Monate

So heißt das Themenheft: Ich will nicht – (ein)schlafen

Schlafbedarf, Schlafdauer & Schlafrhythmus

Mittlerweile hat das Kind einen festen Tag-Nacht-Rhythmus und stabile Schlafphasen entwickelt. Kinder werden nachts seltener wach und schlafen insgesamt ruhiger als in den ersten Lebensmonaten. Auch die Eltern bekommen dadurch wieder mehr Schlaf [1].

Im zweiten Lebensjahr schlafen Kinder deutlich weniger. Besonders der Tagschlaf nimmt ab. Wie viel Schlaf ein Kind pro Tag braucht und wie sich dieser über den Tag verteilt, ist ganz individuell. Es gibt 1-jährige Kinder, die kommen mit 10 bis 11 Stunden Schlaf pro Tag aus; andere Gleichaltrige brauchen 15 bis 17 Stunden [2]. Fest steht, das Kind holt sich so viel Schlaf, wie es benötigt. Daher ist es wichtig, auf die Schlafbedürfnisse des einzelnen Kindes einzugehen.

Der Schlaf verteilt sich auf mehrere Phasen, auch tagsüber, als Vormittags- und Mittagsschlaf. Der Tagesschlaf sollte nicht länger als drei bis vier Stunden dauern, da Kinder sonst nachts weniger schlafen können und früher wach sind. Denn: je eher ein Kind abends einschläft, desto früher ist es morgens wach. Ein Kind, das beispielsweise insgesamt 12 Stunden Schlaf pro Tag benötigt und vormittags und nachmittags jeweils zwei Stunden schläft, braucht nachts nur noch 8 Stunden Schlaf, um erholt zu sein. Eltern sollten dies bei den Zu-Bett-Geh-Zeiten beachten: Schläft das Kind in dem genannten Fall ab 20 Uhr, ist es bereits um 4 Uhr morgens putzmunter und ausgeschlafen.

Kinder brauchen ausreichend Schlaf. Beim Schlafen verarbeiten Kinder die Eindrücke des Tages. Kinder, die zu wenig Schlaf bekommen, sind häufiger quengelig und beim Spielen lustlos. Sie schlafen auch hin und wieder zwischendurch ein [1]. Außerdem ist ausreichend Schlaf wichtig für das gesunde Wachstum und die gesunde körperliche und seelische Entwicklung. So erfolgt z. B. die Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropin ausschließlich im Schlaf. Dies geschieht vor allem in der Tiefschlafphase in der ersten Nachthälfte. Auch Melatonin wird im Schlaf gebildet. Es ermöglicht die Bildung eines stabilen Tag-Nacht-Rhythmus [1].

Einschlafen und gute Schlafvoraussetzungen

Was hilft Kindern beim Einschlafen?

  • täglich der gleiche Schlaf-Wach-Rhythmus (feste Schlafenszeiten),
  • das Zu-Bett-Bringen bei Müdigkeit, Müdigkeitszeichen sind: das Kind wendet sich ab, gähnt, hat gerötete Augen, reibt sich die Augen,
  • eine ruhige und entspannte Einschlaf-Atmosphäre,
  • ein abgedunkeltes Zimmer,
  • ein bequemes Bett,
  • ein liebevolles Einschlafritual nicht länger als 20 Minuten.

Der Nachtschreck

In der ersten Lebensdekade tritt bei einigen Kindern der „Nachtschreck“ (Pavor nocturnus) auf. Die Kinder wachen mit lautem Schreien und schwitzend aus dem Tiefschlaf auf, meist in der ersten Nachthälfte. Trotz offener Augen reagieren sie nicht auf Ansprache, sind ängstlich und schlagen um sich. Oft ist der Nachtschreck nach 10 bis 15 Minuten vorüber und das Kind kann ruhig weiterschlafen. Für Eltern ist der Schreck oft größer als für das Kind selbst. Es kann sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern. Eltern brauchen ihr Kind beim Auftreten des Nachtschrecks nicht zu wecken. Dem Kind hilft es, wenn die Eltern ihm leise und gut zureden und dafür sorgen, dass es sich nicht verletzten kann, z. B. durch sanftes Halten [3, 1].

Der Nachtschreck ist harmlos und verliert sich im Schulalter wieder. Man nimmt an, dass die Kinder im Schlaf unbestimmte Ängste verarbeiten und das noch nicht vollständig entwickelte zentrale Nervensystem übererregt ist. Eine spezielle Therapie ist nicht erforderlich. Die Entwicklung bzw. Gesundheit der Kinder wird durch den Nachtschreck nicht beeinträchtigt, entscheidend ist die Aufklärung der Eltern.

Die wichtigsten Botschaften zum Thema „Schlafen: 12 bis 24 Monate“

  • Der Schlafbedarf von Kindern nimmt ab dem zweiten Lebensjahr ab.
  • Der Schlafbedarf ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
  • Nacht- und Tagschlaf hängen voneinander ab: Je mehr ein Kind tagsüber schläft, desto weniger Schlaf braucht es nachts und umgekehrt.
  • Einschlaf- und Aufwachzeiten hängen voneinander ab: Je früher ein Kind abends einschläft, umso zeitiger wacht es morgens wieder auf.
  • Eltern erhalten einen Überblick über den Schlafbedarf ihres Kindes, wenn sie sich seine Schlafzeiten notieren.
  • Ein Einschlafritual hilft: zum gleichen Zeitpunkt mit dem gleichen Ablauf.
  • Der Nachtschreck kommt ab dem zweiten Lebensjahr vor. Er ist harmlos, für Eltern jedoch ein Schreck. Eltern helfen ihrem Kind, indem sie ihm sanft Zureden und es vor Verletzungen schützen.

Die zentrale fachliche Kernbotschaft
Kinder brauchen ausreichend Schlaf. Wie viel, das hängt vom Kind an. Im zweiten Lebensjahr schlafen Kinder durchschnittlich zwischen 13 und 14 Stunden pro Tag, verteilt auf den Tag (Vormittags- und Mittagsschlaf) und die Nacht.

Die zentrale emotionale Kernbotschaft
Eltern bekommen nun wieder mehr nächtlichen Schlaf. Dennoch wachen noch viele Kinder nachts auf und auch das Einschlafen und Wiedereinschlafen in der Nacht können schwierig sein. Hier helfen Einschlafrituale.

Liebe Familienpatin, lieber Familienpate, 

  • Sind sich Eltern unsicher, ob ihr Kind ausreichend schläft, kannst du mit den Eltern ein Schlaf-Wach-Protokoll anlegen. Damit können sich die Eltern bei der nächsten U-Untersuchung an die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt wenden.
  • Sollte das Thema Schlaf deine Netzwerkfamilie belasten, verweise sie an die Kinderärztin bzw. den Kinderarzt oder vermittle regionale Angebote.

Du möchtest dich oder deine Netzwerkfamilie möchte sich weiter zum Thema „Schlafen“ informieren?

Im Infopool des Netzwerkes Gesunde Kinder gibt es sorgfältig ausgesuchte Literatur zum Weiterlesen. > zum Infopool „Schlafen“

Autorenschaft und Literatur 

Autorenschaft
Landeskoordinierungsstelle Netzwerk Gesunde Kinder
Behlertstr. 3a, Haus K3, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 88762013
E-Mail: info-ngk@gesundheitbb.de

Fachliche Beratung
Prof. Dr. med. habil. Thomas Erler
Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Westbrandenburg Potsdam
Charlottenstraße 72, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 241 35902
E-Mail: thomas.erler@klinikumwb.de

Aleyd von Gartzen
Beauftragte für Stillen und Ernährung im Deutschen Hebammenverband e. V.
Lüneburger Damm 30, 30625 Hannover
Tel.: 0511 10553678
E-Mail: von-gartzen@hebammenverband.de

Verwendete Literatur
[1]      R. H. Largo, Babyjahre – Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren, München: Piper Verlag GmbH, 2017.
[2]      DGKJ – Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V., „Elterninfo – Mein Kind schläft nicht,“ 2019. Online verfügbar unter: https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-kind-schlaeft-nicht/. [Zugriff am 25. 06. 2019].
[3]      BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „Das Schlafprotokoll,“ o. J.. Online verfügbar unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/schlafen/1-6-jahre/schlafprotokoll/. [Zugriff am 25. 03. 2019].
[4]      BVKJ – Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V., „Nachtschreck: Kind festhalten und leise sprechen,“ 2012. Online verfügbar unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/nachtschreck-kind-festhalten-und-leise-sprechen/. [Zugriff am 25. 03. 2019].
[5]      DGSM – Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, „Schlafstörungen bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen,“ 2018. Online verfügbar unter: https://www.dgsm.de/downloads/patienteninformationen/ratgeber/DGSM%20Ratgeber%202018/DRUCK_Schlafst%C3%B6rungen%20bei%20S%C3%A4uglingen,%20Kleinkindern,%20Kindern%20und%20Jugendlichen%202019-02-06.pdf. [Zugriff am 05. 04. 2019].